Kurzrezension: Hoftheater

Liebe Spielegemeinde,

heute stelle ich euch Hoftheater von dem französischen Verlag Bombyx vor. Ausnahmsweise und dem Zeitgeist entsprechend mal kurz und knapp. Das Spiel hab ich auf der Rückseite der Spielbox gesichtet. Dort ist es mir sofort aufgrund der schönen Graphik ins Auge gefallen. Und zufällig vorgestern habe ich es dann bei Faix im Spielverleih entdeckt und sofort ausgeliehen. Immer wieder toll dort zu sein und Sonderkonditionen zu bekommen, weil man dicke mit dem Verkaufsleiter ist – psst, nicht weitersagen 🙂 . Heute habe ich es schließlich beim wöchentlichen Nachbarschaftsessen und -spielemittag getestet:

Spieldaten

  • Spieleranzahl: 2 – 5
  • Alter: 10+
  • Spieldauer: 40 Minuten
  • Preis:

Erklärung

In Hofheater geht es darum König Leonus XIV. mit einem Ensemble von Gauklern und Schauspielern zu beeindrucken. Leonus ist ein wechselhafter König, der entweder eher eine Tragödie oder aber eine Komödie sehen möchte. Das Spiel ist in zwei Theaterspielzeiten eingeteilt. In jeder dieser Spielzeiten bereisen die Spieler bis zu acht Städte und heuern Gefolge an oder sind auf der Suche nach Almosen. Sobald der Nachziehstapel der Städtebegegnungen leer ist, kommt es zum Erhalt der Gage. Je besser (wenn überhaupt) das Ensemble dem König gefällt, umso mehr Ecu (die hiesige Währung) erhält man. Wer am Ende die meisten Ecus hat, gewinnt!

Mechanisch erinnert das Spiel an eine Vermischung des Worker-Placement-Prinzips mit Robo Rally. Zu Beginn jeder Runde werden Begegnungen vor jede Stadt gelegt. Das können Schauspieler, Gaukler oder Almosen sein. Dann legt jeder Spieler eine Karte von eins bis acht ab, um zu kennzeichnen, zu welcher Stadt er in dieser Runde reist. Sollte es nach dem Aufdecken dabei zu keinem Konflikt kommen, erhält der Spieler die dort liegenden Karten und kann ggf. die Stimmung des Königs verändern. Wollen zwei oder mehrere zu dem selben Ort, gehen alle leer aus, des Königs Stimmung wird entsprechend der dortigen Begegungskarten geändert und darüber hinaus erhalten alle Konfliktparteien eine Geheime Bitte, die am Ende jeder Spielzeit Extra-Ecus für gewisse Konstellationen des Ensembles geben kann.

Bewertung

Hoftheater überzeugt mit seiner Einfachheit und mit seinem wirklich sehr lieblich gestalteten Spielmaterial (warum erinnert mich das nur so stark an Mascarade?). Gaukler bringen abwechslungsreiche Sonderfertigkeiten ins Spiel und Geheime Bitten sorgen für unvorhergesehene Spielmomente. Dahingehend sind Erweiterungen gut vorstellbar.
Trotz allem wird der prinzipielle Ablauf aber schnell eintönig (du hattest Recht, Wolfang 😉 ). Nach ein paar Runden ist die Mechanik einverleibt und die Karten sind bekannt. Der einzige Gedanke, den ein Spieler dann prägt ist: „Wo gibt es so viel zu holen, dass es sich lohnt, aber so wenig, dass die anderen dort nicht hinziehen?“ Auch wenn es sich anbieten würde, existiert eigentlich kein Bluff-Element. Auch das Ärger-Element bleibt auf der Strecke. Zwar könnte man die Planungen eines Spielers am Ende komplett über den Haufen werfen, wenn man die Stimmung des Königs plötzlich umdreht und beispielsweise ein Trägodien-Ensemble plötzlich nutzlos ist, da der König Komödien möchte. Aber leider bietet das Spiel wenig Potenzial gegen Ende noch etwas dahingehend umzureißen, sodass man dann eher jemandem beim Gewinnen zugucken muss.
Insgesamt hatte ich mir Hoftheater ganz anders vorgestellt, eher so wie Das letzte Bankett. Trotz des Schauspielthemas gibt es eigentlich keine Gelegenheit für eine Darbietung. Hoftheater ist somit Gruppen zu empfehlen, die es mögen, ihre Mitspieler einzuschätzen, Abwechslung im Worker-Placement-Bereich suchen und nicht zuletzt von netten Figuren angetan sind. Stimmung kommt bei dem Spiel trotz allem auf!