Hausregeln: Ohne Furcht und Adel

Stellt euch folgenden Satz so vor, als würde sie ein Box-Schiedsrichter vor dem Kampf verkünden:

„Die Ehre, die Kategorie „Hausregeln“ zu eröffnen, erfährt kein anderes Spiel, als mein Lieblingsspiel: Ohne Furcht und Adel!“

Zum Spiel

Das Spiel stammt von Bruno Faidutti, einem der besten Autoren der Brettspielszene. Vielleicht kennt ja der ein oder andere noch Spiele von ihm, wie Roter November, Maskerade oder Unter schwarzer Flagge. 2000 hätte Ohne Furcht und Adel dem Hans-im-Glück-Verlag fast zu seinem vierten Spiel des Jahres verholfen, verlor letztlich aber dann doch gegen Torres (zu Unrecht, wie sich daran erkennen lässt, dass Ohne Furcht und Adel eine Erweiterung besitzt und erst 2012 frisch aufgelegt wurde, während Torres lediglich 2005 ein Neuauflage erfahren hatte). Es ist für 3 – 7 Spieler und mit Erweiterung sogar für 8 geeignet. Bisweilen kann man es übrigens auch auf der Brettspielwelt online spielen. Nun aber zu der Hausregel:

In die Presche springen: Die leidige Rolle des Söldners

Die, die das Spiel bereits gespielt haben, werden die Situation kennen. Ein Spieler baut seine Stadt Stück für Stück auf und gewinnt fast das Spiel. Eigentlich müsste man sich nun gegen ihn zusammenschließen und seinen Sieg verhindern. Natürlich gibt es den Meuchler, der ihn vielleicht töten oder den Dieb, der ihn vielleicht bestehlen könnte, aber am effektivsten wäre es eines seiner Gebäude zu zerstören, bevor es zu spät ist, denn die Anzahl der Gebäude leiten letztlich die Siegbedingung ein. Leider kostet das Zerstören Unmengen. Will man das teure 6er-Gebäude des Spielers mit dem Söldner sprengen, kostet dies laut Regelwerk ganze 5 Goldtaler. Diese Summe müsste ein Spieler alleine tragen und würde damit zwar den Sieg des einen verhindern, aber selbst ins total Hinterstübchen zurückfallen.

Die Lorbeeren für diese einfache und grandiose Idee gebühren in diesem Fall, dem, der mir das Spiel ursprünglich überhaupt erst gezeigt hatte: meinem Cousin. Im Grunde lautet die Hausregel einfach, dass der Söldner anstatt „Gebäudepreis – 1“ Taler, „Gebäudepreis -2“ Taler bezahlen muss, um ein Gebäude zu zerstören. Somit kann der Söldner sogar Zweier-Gebäude umsonst zerstören und muss nicht mehr so tief in die Tasche greifen. Von einer weiteren Senkung der Zerstörungskosten würde ich abraten, weil dadurch das Spiel viel länger würde und außerdem der Söldner unverhältnismäßig viel stärker wäre als die anderen Charaktere.

Appendix

Eingefleischte Fans und Inhaber der Erweiterung interessiert vielleicht noch, welche Charakter- und Gebäudekarten am sinnvollsten zu verwenden sind. Entgegen der Empfehlung des Autors, spiele ich in meistens mit übermäßig vielen violetten Gebäuden. Dadurch wird die fakultative Siegbedingung, von jeder Farbe ein Gebäude zu sammeln, schwieriger, aber es gibt dem Spiel durch die Sonderaktionen ein wenig mehr Pepp. Deshalb hier eine kurze Negativliste, also Gebäude, die ich im Spiel nicht benutze:

  • Glockenturm (Warum will ich das Spiel verkürzen?)
  • Schatzkammer (zu risikoreich, kann bei geschickten Dieben den Spielspass vermiesen)
  • Kartenraum (siehe Schatzkammer)
  • Große Mauer (widerspricht dem Gedanken der Hausregel)
  • Park (zu mächtig)
  • Schmiede (wer würde sowas machen?)

Zu den Charakterkarten: Hier hängt es natürlich ab, mit wem man spielt, dennoch auch hier eine Negativliste:

  • Intrigant (Eigentlich will ich keinem Mitspieler die Krone geben, oder?)
  • Alchemist (schwierig einzusetzende Fähigkeit und außerdem werden grüne Gebäude obsolet)
  • Diplomat (da ich die Differenz zahlen muss, ist die Fähigkeit nicht lukrativ und außerdem fehlt die ausgleichende Funktion des Söldners)

Bei dem Diplomaten müsste ich noch ein paar Testspiele veranstalten, wie es laufen würde, wenn er den Differenzbetrag nicht bezahlen müsste, aber die Differenz höchstens zwei betragen darf. Wenn man dann zusätzlich einführen würde, dass der Prediger gegen den Diplomaten schützt, wäre das durchaus interessant.

Als generellen Tipp noch: Ich habe meine Charakterkarten in Kartenhüllen gesteckt (siehe Bild), so wird umgangen, dass neunmalkluge Spieler anhand des Kartenrückens die Charakterwahl ablesen können.

Und ihr?

Soweit nun für heute. Was haltet ihr denn von der Hausregel? Habt ihr bereits eigene ausbaldowert? Stört euch noch irgendetwas anderes an dem Spiel?