Rezension: Vudu

Heute ist es soweit! Die Kategorie Rezensionen wird eröffnet! Den Anfang macht Vudu, ein außergewöhnliches Brett- und eigentlich auch Tisch-und-drumherum-Spiel.

Das nicht nur zufällig mit der ähnlich geschriebenen und aus Louisiana stammenden Magie zu tun habende Spiel stammt ursprünglich vom italienischen Spieleverlag Red Glove und hat ungefähr anderthalb Jahre auf dem Buckel. Die Nordlandsippe hat es schließlich nach Deutschland gebracht, wo ich es auf Darmstadt spielt 2015 kennengelernt habe.

Eckdaten

  • Spieleranzahl: 3 – 6
  • Alter: 8 – 99
  • Spieldauer: 30 Minuten
  • Preis:

Spielmaterial

Material

Material

Wie ihr auf der Abbildung sehen könnt, hält sich das Spielmaterial in Grenzen: Drei verschiedene Kartensets (Fluch-, Artefakt und Permanentfluchkarten), fünf Zutatenwürfel und eine Vudu-Puppe. Der Karton dient nebenbei noch als Siegpunktezähler. Ob da Vudu bei Looney Quest geklaut hat oder andersrum, lässt sich nur spekulieren 😉

Spielziel

Gewinner ist, wer als erster 11 Siegpunkte erreicht. Im Grunde lässt sich aber festhalten, dass im Schnitt alle gewinnen, nämlich an Lebenszeit, denn lachen ist ja bekanntlich gesund und bei einer Runde Vudu bleibt kein Auge trocken!

Spielablauf

Jeder der Spieler ist ein mächtiger Zauberer und versucht durch geschicktes Würfeln und passende Fluch- oder Artefaktkarten den Mitspielern das Leben schwer zu machen. Dabei geht es reihum. Wenn man am Zug ist, würfelt man zunächst alle fünf Zutatenwürfel. Falls einem das Ergebnis nicht gefällt, kann genau ein Würfel beiseite gelegt und mit dem Rest weitergewürfelt werden. Nach jedem weiteren Wurf kann ebenfalls wieder genau ein Würfel weggelegt werden usw. bis man mit dem Würfelwurf zufrieden ist oder alle Würfel verbraten hat. Das Grundprinzip ist ja schon aus diversen Würfelspielen, allen voran Kniffel oder Heckmeck, bekannt, obgleich die Einschränkung, dass genau ein Würfel weggelegt werden muss, den Spielzug stark einschränken und frustrierend machen kann. Mit diesen Zutaten lässt sich dann anschließend einkaufen oder zaubern. Gibt man zwei beliebige Zutaten ab, erhält man eine Artefakt- oder eine Fluchkarte. Erstere erleichtern den Spielablauf, indem sie beispielsweise neu würfeln lassen oder einen außerordentlichen Zug erlauben.

Vudu-Fluchkarten

Fluchkarten

Um einiges interessanter sind aber Fluchkarten. Mit diesen wird ein Mitspieler verzaubert. Zunächst müssen die für den Fluch passenden Zutaten erwürfelt werden, dann bestimmt man einen Mitspieler und verflucht ihn. Allein das erfolgreiche Sprechen gibt bereits Siegpunkte. Von nun an muss der Verzauberte für den Rest des Spiels machen, was auf der Karte steht. Das kann z.B. sein, dass er reden muss wie ein Adliger, oder dass er den Kopf auf den Tisch legen muss. Den Machern von Vudu sind hier wirklich kreative und witzige Aktionen eingefallen. Schaut sie euch doch mal auf den Abbildungen an.

Vudu-Artefaktkarten

Artefaktkarten

Und ja, es kann auch sein, dass man mehrmals verflucht wird und Flüche sich daraufhin widersprechen, wie z.B. ein Berühren der Ellenbogen und gleichzeitig ein Verschränken der Arme (Wer es dennoch kann, möge es bitte mit Bild unten in die Kommentare hinzufügen). Und hier kommt der Clou. Erwischt der Fluchsprecher seinen Verfluchten dabei, sich nicht mehr an einen Fluch zu halten, sei es aus Widersprüchlichkeit, Vergesslichkeit oder einfach nur aus Trotz, erhält der Fluchsprecher weitere Siegpunkte.

Vudu-Permanentfluchkarten

Permanentfluchkarten

So geht das Spiel Runde um Runde, bis jemand elf Siegpunkte erreicht. Um aber ein gewisses Maß an Fairplay zu garantieren, darf nicht zweimal hintereinander ein Fluch auf dieselbe Person gesprochen werden. Ebenso ist ein kleiner Catch-up-Mechanismus eingebaut: Wer auf der Punkteleiste weit voranschreitet, erhält im Laufe des Spiels bis zu drei Permanentfluchkarten. Diese sind vom Spiel vorgegeben Handicaps und erschweren bei Nichteinhalten den eigenen Zug, durch beispielsweise Würfel-, Karten- oder Punkteverlust.

Wer sich gerade fragt, wofür die süße kleine Vudu-Puppe gut ist: Diese hat der aktive Spieler und muss sie nach seinem Zug an den nächsten weitergeben. Und ja, auch hier können Flüche in Kraft treten à la „Bevor das Opfer Vudu weitergibt, muss es niesen“.

Bewertung

Kommen wir nun zur ersehnten Abschlussbewertung. Diese folgt meinem Bewertungsschema, das ich in diesem Beitrag erläutert habe.

Kategorie Kritik Note
Spielspaß
(doppelt gewertet)
Wie ihr oben schon gemerkt habt, geht Vudu eindeutig in Richtung eines Partyspiels. Aber das Tolle ist: Im Vergleich zu vielen anderen Partyspielen ist es hier nicht wichtig „mit den richtigen Leuten“ zu spielen. Vudu ist für jeden verständlich und hat bisher jedem Spaß gemacht. In jeder meiner Testrunden wurde herzlichst gelacht und gefeiert. 10
Langzeitmotivation
(doppelt gewertet)
Da es nicht allzu viele Karten gibt, hat man nach zwei Spielen eigentlich schon alle Flüche in Aktion gesehen. Es ist also selten, dass man zwei oder drei Runden in Folge spielt. Da aber auch die verschiedenen Kombinationen von Flüchen witzig sind, ist die Langzeitmotivation auf jeden Fall in dem Sinne da, dass man es immer mal wieder für eine Runde spielen möchte. 4
Atmosphäre
(doppelt gewertet)
Das Spiel fordert die Spielern explizit auf, das Verfluchen mit Mimik und Gestik zu unterstützen. Dadurch, dass nach dem Verfluchen auch sofort ein Effekt zu sehen ist, fühlt man sich wirklich wie die alte Voodopriesterin aus Monkey Island! 9
Innovationscharakter
(einfach gewertet)
Neu ist das Spielprinzip allemal. Ähnliche Elemente findet man eventuell in „Ärger dich schwarz“, aber Vudu präsentiert das gegenseitige Verfluchen nicht als Strafe, sondern eindeutig als lustiges Element. Irgendwie müssen alle leiden und jeder kann den anderen verstehen. Aber es sieht einfach nur zu lustig aus, wenn jemand mit ausgestreckten Armen die Würfel in die Höhe werfen muss. Abzug gibt es hier lediglich für den abgekupferten bzw. teils frustrierenden Würfelmechanismus. 8
Komplexität
(einfach gewertet)
Vudu ist weder kompliziert noch komplex. Zumindest, wenn man es locker angeht. Möchte man natürlich den Munchkin raushängen lassen, lassen sich auch hier geschickte Kartenkombinationen und Wahrscheinlichkeiten für Zutatenwürfel errechnen. Meiner Meinung nach verdirbt das aber den Spielspaß. 2
Aufbereitung
(doppelt gewertet)
Die Graphik ist im Comic-Stil und passt gut zu dem Verrücktheitsgrad des Spiels. Ebenso ist die Vudu-Puppe ein schönes Nice-to-have. Platz wird gespart, indem der Karton gleichzeitig das Spielbrett ist. Einzig die Farben der Zutatenwürfel hätte man etwas prägnanter und das Spielbrett etwas größer machen können. Wenn drei Spieler dieselbe Punktzahl haben, wird das Feld schon ein wenig eng. 7
Gesamtnote Rechnerisch erhielte das Spiel eine glatte 7. Meiner Meinung nach kommt dies aber nicht der Begeisterung gleich, die ich beim ersten Mal Spielen von Vudu hatte, sodass ich Gebrauch des Bonuspunktes mache. 8
Vudu-Aktion

Vudu in Aktion

Zu guter Letzt möchte ich euch ein Bild einer Testrunde nicht vorenthalten.

Die psychedelischen Lichter entstammen dem Disco-Licht einer WG-Party. Ihr seht also, dass Vudu sich selbst zu solchen Anlässen eignet. Und warum ich auf dem Stuhl stehe? Ich erhielt einen Quadrupelfluch: Arme gestreckt lassen, Beine kreuzen, nicht den Boden berühren und Hüpfen vor dem Würfeln. Pah, wer denkt da schon an Aufgeben? 😀