Strike of the Eagle

Polen gegen UdSSR, 2.Weltkrieg? Nein, den diesen Krieg gewann Polen. Direkt nach dem 1. Weltkrieg zogen beide Länder gleich wieder aufs Schlachtfeld, Strike of the Eagle behandelt diesen Krieg.

Eckdaten:

Spieleranzahl: 2 (bis 4)

Alter: ab 13

Spieldauer: 1 bis 4 Stunden (und mehr…)

Preis: 75 €

Spielmaterial:

Der Preis ist zunächst recht happig, was bekommt man dafür? Zunächst ein wirklich großes Spielbrett, satte 94 x 66 cm. Drauf verteilt sind gefühlte 1000 Städte, alle mit dem korrekten Namen – sprich: man kann leicht den Überblick verlieren. Die Darstellung ist gut im Detail: Ortschaften, Straßen, Schienen, Befestigungen, Regionen – alles ist klar zu erkennen. Allerdings im großen Maßstab ist es tw. schwer, die Übersicht zu behalten.

Die Armeen sind durch Holzquadrate dargestellt, sehr praktikabel und durchdacht. Dazu kommen noch ein kleiner Übersichtsplan, einige Counter und Plättchen aus Holz bzw. Pappe und zwei Stapel Karten. Es macht insgesamt einen guten Eindruck, auch wenn ich bei den Karten nicht sagen kann, wie sie im Langzeittest sich schlagen würden. Als alter Magic-Spieler wurden die sofort eingetütet – Perfekt-Size-Hüllen für Magic-Karten passen perfekt. Sehr schön ist dabei jeweils ein kleiner Text zum historischen Kontext.

Die Spielregeln sind klar und übersichtlich geschrieben und scheinen lückenlos. Im Szenarioband, der bedeutend umfangreicher ist, sind außerdem ein kurzer Gesamtüberblick und die geschichtlichen Zusammenhänge für jedes Szenario enthalten.

Spielziel:

Wie nicht anders zu erwarten bei einem Kriegsspiel geht es um – Siegpunkte…

Diese hängen zwar schon eng an der Spielsituation – große Schlachten, zerstörte Armeen, eingenommene Schlüsselstädte – jedoch gibt es auch Karten mit Siegpunkten.

In den einzelnen Szenarien sind außerdem besondere Bedingungen, wie die Einnahme bestimmter Städte als zusätzliche Möglichkeit.

Es gibt für die Leute, die gerne ein Wochenende damit verbringen wollen, auch Regeln für eine Kampagne – diese habe ich aber bisher noch nie gespielt…

Spielablauf:

Das Spiel gliedert sich in maximal sechs Runden, die jeweils aus einer Kartenziehphase, fünf Kampfphasen und einer Nachschubphase zusammensetzen.

Um den Rest besser verstehen zu können, zunächst kurz die Basics: Man sieht nur seine eigenen Armeen vollständig, die gegnerischen sieht man nur von der Rückseite – schönen Gruß an Stratego! Es gibt Infanterie und Kavallerie, keine Panzer. Man kann pro Operationsphase zwei (oder mehr) Befehle auf dem Spielbrett verteilen: Bewegen/Angreifen, Eilmärsche, verteidigen, sammeln, Rückzug und Eisenbahn fahren. Wie viele der möglichen Armeen dies tatsächlich durchführen, entscheidet man in dem Augenblick der Ausführung. Falls es zu einem Kampf kommt, werden die Stärkepunkte der Armeen aufaddiert, dazu kommt noch ein Bonus durch eine bestimmte oder zufällige Karte und dann wird nach einer Tabelle Schaden beim Gegner verursacht. Dieser ist gedeckelt, so dass eine komplette Vernichtung in nur einer Schlacht unmöglich ist.

Neben dem eigentlichen Kampf gibt es Regeln für die Nachschublinien, kurz gesagt: Nie zu weit weg von den eigenen, großen Städten sein oder Schaden kassieren.

Die Karten beeinflussen diesen Grundmechanismus, sie haben dabei vier Anwendungsmöglichkeiten: Es können mehr Befehle gelegt werden, es kann ein einzigartiges Ereignis ausgelöst werden, es kann Nachschub angesammelt werden für die Nachschubphase und auch kann gezielt eine Karte abgelegt werden, um ein Kampfergebnis zu modifizieren.

Wichtig ist, dass man immer Karten legen kann, aber nie muss. Da zu Anfang sechs gezogen werden, aber maximal nur sieben gehalten werden können, muss ein wenig Management betrieben werden. Auch kann man so eine Runde so richtig „pushen“, wenn unbedingt gelingen soll(-te).

Im Spiel mit mehr als zwei Personen übernehmen die jeweils eine Flanke. Wie gut das funktioniert, kann ich nicht beurteilen – nie mit mehr als Zwei gespielt.

Bewertung:

Hier nochmal ein Hinweis auf unsere Skala.

Kategorie Kritik Note
Spielspaß
(doppelt gewertet)
Wenn man sich an die Mechaniken gewöhnt hat, ist Strike of the Eagle ein gutes Spiel.
Dies kann allerdings etwas dauern, gerade die Beschränkung der Befehle kann zunächst etwas frustrierend wirken.
Wichtig bei solchen Spielen, die über Stunden dauern können, ist es, dass eine frühe Niederlagen nicht ein langes „Leiden“ ohne Besserung nach sich zieht. Das ist hier recht gut gelungen, da die Armeen nicht so einfach zerschlagen werden und durch die Karten der gewissen Glücksfaktor in das Geschehen einfließt.
7
Langzeitmotivation
(doppelt gewertet)
Das Spiel wird sicher nicht „jeden Samstag“ auf dem Tisch landen. Es ist eher so, dass man gezielt mal ein größeres Szenario spielt und dann vielleicht ein paar Wochen oder Monate es im Schrank steht. Dennoch ist es durch seine Komplexität und seinem Anspruch auch langfristig immer mal wieder sehr schön zu spielen. 7
Atmosphäre
(doppelt gewertet)
Durch die Hintergrundtexte in den Szenarien und Spielkarten kann gut ins Geschehen eingetaucht werden. Auch die Einbindung der anderen Kräfte, die in dem Krieg eine Rolle gespielt haben, sorgt für Atmosphäre. 8
Innovationscharakter
(einfach gewertet)
Die Mechaniken sind einzeln nicht wirklich neu: Karten, die verschiedene Spielweisen haben, gibt`s schon länger, die Armeen erinnern an Stratego – dennoch ist eine gute Mischung der Elemente gelungen und das Spiel ist sehr eigenständig. 7
Komplexität
(einfach gewertet)
Gerade in großen Szenarien geht schnell der Überblick verloren und die Begrenzung der Befehlsanzahl macht die Entscheidungsfindung nicht einfacher. Dazu kommt noch der Card-Driven-Faktor, sprich das Wissen um den Kartenstapel.
Alles in allem ein sehr anspruchsvolles Spiel.
8
Aufbereitung
(doppelt gewertet)
An der Qualität des Materials ist nicht viel auszusetzen, einzig der Rundenübersichtsplan hätte etwas bessere Pappe verdient – aber es ist Meckern auf hohem Niveau.
Die graphische Umsetzung ist auch sehr gelungen, jedoch ist es nicht einfach, bei größeren Schlachten den Überblick zu behalten und die polnischen und russischen Städtenamen sind zwar alle historisch korrekt, aber nicht leicht zu merken. Letzteres kann man einem historischen Spiel aber nicht ankreiden.
8
Gesamtnote Strike of the Eagle ist ein waschechtes Wargame – Armeen schieben, Städte einnehmen, Schlachten schlagen. Es kein Spiel für mal eben so, auch wenn auf der Packung steht „schnell zu lernen“. Für eine Probespiel hatte die Erklärung mal eben 90 min gedauert.
Man bekommt dafür einen durchdachten Mechanismus, der auch Niederlagen nicht zu Katastrophen werden läßt und allein schon durch die Szenarien eine Menge Stunden an Spielzeit.
Insgesamt kein Spiel für „mal ebend“, eher für einen längeren Abend oder ein Wochenende.
8