Wieder viel zu schnell vorbei: Darmstadt spielt

Ganze 15 Stunden dauerte das Spieletreffen Darmstadt spielt am vergangenen Wochenende. Gegenüber den unzähligen Stunden, die der Spieletreff Darmstadt und seine Helfer davor und danach aber noch investieren mussten, wirken sie wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Events organisieren ist nunmal so ähnlich wie kochen: Ewig zubereitet, sofort weggemampft. Und so ein riesiges Spieletreffen mit Workshops, Turnieren, Flohmarkt, Erklärbären, Gewinnspielen, Spieleausleihe und Verlagsständen in einem so großen Kongresszentrum wie dem darmstadtium ist ein doppelt- und dreifaches Fünf-Gänge-Menü. In diesem Sinn, hier ein recht herzliches Dankeschön an alle Organisatoren und Helfer, die dieses Jahr wieder einmal ein solch wunderbares Programm auf die Beine gestellt haben!

Flohmarktausbeute: Teurer als Mannheim

Flohmarkt bei Darmstadt spielt

Sparfüchse auf dem Flohmarkt

Workshops und Turniere sind diesmal an mir vorbeigezogen. Den Flohmarkt konnte ich aber nicht auslassen! Für insgesamt 53 Euro habe ich mir Dampfross, Dominion, Zooloretto, Tichu, El Grande – König & Intrigant, Magalon, Blitz und Donner, Krieg und Frieden, Siedler von Catan – Das schnelle Kartenspiel und Das letzte Bankett gekauft. Bevor ihr fragt: Dominion hab ich mir nur geholt, da es Spiel des Jahres wurde, ich mag den geringen Interaktionsgehalt immer noch nicht. Aber nun fehlen mir nur noch 20 Spiele des Jahres, um alle zu haben 😉
Generell war der Flohmarkt ziemlich teuer. Vor allem war er teurer als der bei Mannheim spielt. Ich finde es einfach eine Frechheit ein offenes Spiel teurer als das originalverpackte verkaufen zu wollen. Hier und da gab es aber sehr faire Preise und auch den ein oder anderen Leckerbissen, wie z.B. Mascarade für 3 Euro! Leider hatte ich es schon…

Aller guten Dinge sind drei… äh vier, nein fünf!

Dieses Jahr kam ich gar nicht so viel zum Spielen. Den Grund erfahrt ihr im nächsten Absatz, aber nun erst einmal in medias res: Folgende Spiele habe ich angespielt:

Stadt der Spione – Estoril 1942
Da ich mit meinem Cousin momentan ein Spiel mit selbigem Thema entwickle, musste ich natürlich schauen, ob uns von den Heidelbären nicht etwas vorweggenommen wurde. Dem ist zum Glück nicht so gewesen. Einzelheiten zu unserer Spielidee folgen. Stadt der Spione jedenfalls ist ein Spiel, bei dem verdeckt um Siegpunkte geboten wird. Durch ein variables Spielbrett kommen nette Kettenreaktionen zustande. Insgesamt fehlt dem Spiel leider ein Catch-Up-Mechanismus, sodass es teiweise frustrierend für Spieler sein kann, die weit ab vom Schuss liegen.

Freunde beim Kick Spiel

Verrückte Nachbarn beim WeyKick spielen

WeyKick
Für ein paar Minuten gönnte sich meine Gruppe und ich eine Auszeit bei den riesigen Fußballfeldern aus Holz. Sie sind vergleichbar mit TippKick, nur dass die Hände unter dem Tisch sind und einen Magneten steuern. Bis zu sechs Leute können teilnehmen und es ist auf kurze Dauer ziemlich spaßig. Aber wer hat im Ernst so viel Platz zu Hause? Geschweige denn, so viel Geld. Dann doch lieber einen richtigen Kicker.

Donkey Derby
Bei Donkey Derby hat der Kleinverlag franjos versucht, sein erfolgreiches Spiel Mahé nochmals zu verwursten und dabei das vorletzte Spiel des Jahres Camel Up hineinzumixen. Mit mäßigem Erfolg muss ich sagen. Die Spieler wetten auf einen Esel beim Eselrennen und würfeln dann, um diese voranzuziehen. Der Ausgang ist ziemlich willkürlich. Vielleicht hätte den Entwicklern eine Portion Wahrscheinlichkeitsrechnung und ein zweiter Würfel ganz gut getan.

Carcassonne Amazonas
Wieso nur habe ich mich überreden lassen Carcassonne zu spielen? Dabei kann ich es doch so gar nicht leiden. Und auf dem Fuße gefolgt wurde ich bestraft. Ich hatte am Ende mit 81 Punkten halb so viel wie der zweite (von dreien wohlgemerkt). Carcassonne Amazonas ist eine Variante von Carcassonne, dem Spiel des Jahres 2001. Es spielt wie der Name schon sagt in Südamerika. Atmosphärisch schön anzuschauen, sind aber viele alte Mechaniken dabei: Straßen, Städte, Wiesen, alles dabei. Neu sind 15 Amazonasplättchen, die an den Amazonas angelegt werden müssen. Wer beim Aufdecken eines solchen Plättchens mit seinem Boot am weitesten vorne ist, bekommt Bonuspunkte. Spieler die leer ausgingen, dürfen ihr Schiff dafür voranschieben. Ein netter Catch-Up-Mechanismus. Neutral geurteilt ist Carcassonne Amazonas allemal einen Kauf wert, für mich jedoch nicht. Mir ist der Zufallsfaktor beim Plättchenaufdecken einfach zu hoch und bei über 100 Plättchen will ich auch nicht mitzählen.

Code Master
Spielend programmieren lernen? Das ist bei Code Master möglich. Angehaucht mit einer Minecraft-Graphik lernt man bei diesem Logikspiel iteratives Denken und die Funktionsweise einer while-Schleife, indem man einen Abenteurer in verschiedenen Levels zu einem Portal lotst. Als angelernter Informatik-Lehrer muss ich festhalten, dass dieses Spiel keinen Unterricht ersetzt, aber ein guter Einstieg in einen solchen ist. Insgesamt ist Code Master also als abgespeckte Brettspielvariente von Code Combat zu verstehen.

Ein Blick hinter die Kulissen

Jessi und ich bei der Spieleausleihe

Jessi und ich bei der Spieleausleihe

Jeder trägt einen kleinen Samariter in sich. Deshalb haben die bezaubernde Jessi und ich uns dieses Jahr als Helfer gemeldet. Gemeinsam betreuten wir am Sonntagabend für drei Stunden die Spieleausleihe. Auch wenn die Menschenschlange kaum enden wollte und alles Schlag auf Schlag gehen musste, war es eine spannende und spaßige Erfahrung, andere Leute zu beraten und ihnen Spiele in die Hand zu drücken. Und wenn sich die Schlange mal gelichtet hatte, war es möglich die Gesichter der heimischen Spieleszene kennenzulernen, indem man ein Pläuschchen mit den Kollegen hielt. Nächstes Jahr helf ich auf jeden Fall wieder mit!
Hast du auch Lust einmal zu helfen? Melde dich einfach hier an. Helfer sind nämlich jedes Jahr viel zu wenig da. Und so ein T-Shirt und kostenloser Eintritt ist nicht von der Hand zu weisen 🙂

Fazit

Kann man nach dem Bericht noch daran zweifeln, dass ich begeistert war? Was der kleine Verein aus Darmstadt hier seit über zwanzig Jahren organisiert ist immens. Und von Jahr zu Jahr wird es größer. Wer im Rhein-Main-Gebiet wohnt und noch nie da war, sollte sich unbedingt für nächstes Jahr den Termin freihalten! Und alle anderen: Helft mit und ladet Freunde ein 🙂

Eingang von Darmstadt spielt

Blick auf den Hauptbereich: 5500 Gäste!